Klima versus Wetter. Konservative und die Wissenschaft.
Während es in der heutigen Zeit immer noch Menschen gibt, ja sogar prominente, die den Klimawandel nicht wahr haben wollen oder ihn für nicht von Menschen gemacht halten, sind globale Extremwetterperioden keine Fiktion mehr, sondern Bestandteil unserer Lebensrealität. Klimawandel ist nicht damit gleichzusetzen, dass es zu jeder Zeit an jedem Ort kontinuierlich wärmer wird. Es bedeutet viel mehr, dass extreme Wetterphänomene zunehmen. Neben signifikanten Temperaturerhöhungen über längere Phasen gibt es auch markante Kälteeinbrüche, die Zunahme von Stürmen und Niederschlagsmengen. Ende 2017 machte sich der US-amerikanische Präsident, Donald Trump, über den Klimawandel lustig, als es in den USA extreme Kältewelle gegeben hatte. Anders Levermann, Physikprofessor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, erklärt in einem Interview des Deutschlandfunks unter dem Titel „Wissenschaft an sich wird in Frage gestellt“, warum man Wetterphänomene wie extreme Kälteeinbrüche als integralen Bestandteil der globalen Klimaerwärmung einordnen kann. Die konservativste Partei, die derzeit im deutschen Bundestag sitzt, hat ihre ganz eigene Erklärung für die Ursachen des Klimawandels: „Klimaexpertin Beatrix von Storch (AfD) will die Sonne verklagen“.
Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen!
Wie gut, dass wir den Deutschen Wetterdienst haben, der Wetter akribisch aufzeichnet und statisch auffällige Veränderungen artikuliert. Was schreibt der DWD über die Monate der ersten Jahreshälfte 2018? Seht selbst!
Deutschlandwetter im Januar 2018
3,8 Grad Celsius im Mittel – sechstwärmster Januar in Deutschland seit 1881.
Deutschlandwetter im Februar 2018
Außergewöhnlich sonnig und trocken, häufig mit strengem Frost.
Deutschlandwetter im März 2018
Zwei markante Kältewellen und ein Frühlingsintermezzo.
2.3.18: Barth bei Stralsund: -19,2°C.
Deutschlandwetter im April 2018
Wärmster April seit Messbeginn 1881, trocken und sonnenscheinreich.
Deutschlandwetter im Mai 2018
Ähnlich warm wie der Rekord-Mai des Jahres 1889
Mit rund 16,0 Grad Celsius (°C) lag der Temperaturdurchschnitt um etwa 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990.
Deutschlandwetter im Juni 2018
Ein sehr warmer, teilweise extrem trockener, sonnenscheinreicher Juni.
Anhaltende Trockenheit im Nordosten, schwere Gewitter im Südwesten.
Soweit zu den Erhebungen und (ausgewählten) Kernaussagen des Deutschen Wetterdienstes über die Wettersituation in Deutschland während des ersten Halbjahres 2018.
Aktuelle Wetterlage in Deutschland und Europa
Traditionell gehört das Oberrheinische Tiefland zu den durchschnittlich wärmsten Regionen von Deutschland. Von Karlsruhe oder schon von Wiesbaden beginnend, bis zu südlichen Zipfel nach Freiburg erstreckt sich die gedachte Schönwetterlinie Santa Monica | San Diego Deutschlands (Anstatt des Pazifischen Ozeans haben wir hier ein paar Baggerseen, immerhin). Nicht für umsonst heißt es in der Werbung „Badischer Wein, von der Sonne verwöhnt!“. Der aktuelle Wetterbericht (Quelle: www.wetter-online.de) sagt für den heutigen Dienstag, 24.7.18, 33°C für die Wahlheimat des Autors, Karlsruhe, vorher. Im Laufe der Woche sind Höchsttemperaturen um die 34 … 35°C zu erwarten. Und die Hitzewelle betrifft nicht nur das von der Sonne verwöhnte Baden-Württemberg, sie sorgte auch bei anhaltender Trockenheit in weiten Teilen Ostdeutschlands für Ernteausfälle. Die Dimension erstreckt sich sogar über ganz Europa, selbst bis in den hohen Norden, nördlich vom nördlichen Polarkreis, in Lappland, wo aktuell ebenso Temperaturen um die 30°C herrschen. Deutsche Feuerwehrleute helfen Schweden im Kampf gegen Waldbrände, auf die das skandinavische Land so gar nicht vorbereitet war; weitere europäische Staaten gewähren ihre Unterstützung. Der Monat Juli 2018 könnte am Ende erneut mit einigen Rekorden aufwarten. Es bleibt die Hoffnung, dass es nicht wieder zu so einer extremen und lang anhaltenden Hitze kommt, wie im August 2003. Ausführlich beschrieben im Spiegel-Artikel „Die vergessene Jahrhundertkatastrophe“.
Energiewende und Klimaperspektive für Deutschland
In Deutschland lässt sich das Ursache-Wirkung-Prinzip ganz gut veranschaulichen anhand der (aufsummierten, effektiven) politischen Orientierung des deutschen Wahlvolkes und dem oft vor allem sich selbst dienenden Charakter der Wirtschaft in Deutschland. Das konservative Wahlergebnis mit einer stark dominierenden Union aus CDU und CSU zur Bundestagswahl im September 2017 stellte so manche Weichen in punkto Prokrastination der Energiewende. Sogar die Grünen hatten schon bei den Jamaika-Verhandlungen zwischen Union, der FDP und ihnen selbst ihre im Vergleich sportlichen Klimaziele, nämlich den Kohleausstieg bis 2030 und das Ende der Neuzulassung Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren (zugunsten der Elektromobilität), aufgeben müssen. Martina Naumann hat bei utopia.de einen tollen Überblicksartikel geschrieben bzgl. der Energiewende in Deutschland: Probleme, Lösungen und Ziele. Dort erfahren wir u.a., dass Deutschland bereits seit 2001 ein Erneuerbare Energien Gesetz hat (EEG), also seit 17 Jahren (sic!). Noch weiter in die Tiefe und Komplexität des Gerüstes aus Notwendigkeit und Machbarkeit der Energiewende in Deutschland geht Volker Quaschning, als er im Podcast von Tim Pritlove befragt wird: Forschergeist FG 053 Energiewende. Der Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin würde die Abkehr von den fossilen Brennstoffen und das Durchstarten der Elektromobilität am liebsten schon auf 2025 datieren. Ob mit oder ohne Parteibuch qualifiziert er sich somit selbst als der Grünste aller Grünen. Mit anderen Worten: Von Volker Quaschning lernen, heißt, die Energiewende voranzutreiben. Der offenbar Unerschrockene vergleicht den Temperaturanstieg der letzten 100 Jahre seit Beginn der industriellen Revolution mit der Temperaturerhöhung während der letzten 10.000 Jahre nach der Eiszeit. Die globale Erderwärmung trägt dazu bei, dass der Meeresspiegel steigt, während die Polkappen schmelzen. Wenn es so weiter geht, werden Extremwetterperioden zunehmen, dazu zählen dann wohl auch die heißen Sommer, wie wir just in diesen Wochen einen erleben. Abgesehen davon, dass jeder von uns an besonders heißen Tagen genügend Wasser trinken sollte, um eine Dehydrierung zu vermeiden, müsste auch auf globaler(er) Ebene etwas geschehen, um die Beschleunigung des Klimawandels zu vermindern. Denn aufzuhalten als Ganzes ist er wohl kaum noch …
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